Nach einem wieder einmal viel zu langen Tag im Büro freue ich mich wie ein kleines Kind auf meinen heutigen Lauf.
Ich habe schon alle meine Laufsachen an, mein Garmin ist bereit, da klingelt das Telefon.
Eine Frau von der Telekom schwatzt mich voll, erzählt mir was von einem günstigeren Tarif, es hört sich sehr interessant an, doch sie redet und redet und redet mir fast einen Knopf an die Backe. Dabei will ich doch schon längst los laufen.
Irgendwann ist auch dieses Gespräch geschafft.
Mein Kopf schmerzt, meine Augen brennen, mein Rücken tut mir weh und ich will nur noch raus und laufen.
Heute will ich nur laufen, wie meine Beine laufen wollen, einfach nach Gefühl, ganz ohne Zwang, ohne Bremse, ohne irgendwas anderes.
Am Anfang fühlt es sich an, als würde mich jemand hetzen. Ich laufe recht schnell los für meine Verhältnisse, jedenfalls fühlt es sich so an. Mein Atem geht schnell tief und schwer, doch es fühlt sich gut an.
Ich atme tief und schnell die Luft ein und wieder aus, ich spüre die angenehme kühle Luft am ganzen Körper und bin schnell in meinem Element.
Seit einigen Wochen ist der Töppersee zu klein für meine normalen Runden geworden. Statt dessen zieht es mich immer häufiger hoch in die Felder. Hier ist es um diese Zeit nicht ganz so ruhig wie am Wochenende, wo ich doch meist recht früh hier bin. Immer wieder brausen Autos in hoher Geschwindigkeit an mir vorbei. Ein bißchen Obacht geben muss ich da schon.
Und doch mag ich die Weite der Felder, die Freiheit, den Wind, der hier ungebremst weht. Ich mag die langen weiten Wege und hier laufe ich gerne, hier läuft es sich leicht und locker und gut. Ein Traktor ist auf einem Feld zugange und holt die reifen Rüben ein, der Lärm ist ohrenbetäubend. Doch die meiste Zeit habe ich hier meine Ruhe und die genieße ich auch genauso wie meinen heutigen Lauf.
Mein Kopf fühlt sich längst viel besser an und auch die Augen und der Rücken und erst die Seele, sie fühlt sich so viel besser an, als noch vor meinem Lauf.
Ich laufe nach wie vor, so wie meine Beine laufen wollen. Der Atem geht noch immer tief und schwer, doch auch immer im gleichen Rhythmus. Ich würdige meine Uhr die ganze Zeit nicht eines Blickes. Ich laufe und fühle mich frei, fühle mich gut und freue mich meines Lebens.
Laufen ist ne tolle Sache, finde ich.