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15. August 2009 6 15 /08 /August /2009 08:56
Eine vor allem beruflich wenig angenehme Woche hat nun ein Ende.
Gestern, am letzten Tag vor meinem 3-wöchigen Urlaub fand noch einmal der Gipfel statt. Das öffentliche Tarifsystem sieht eine kleine Anhebung vor, wenn man einige Jahre die gleiche Stelle mit dem gleichen Wertfaktor besetzt. Dieser Zeitpunkt ist nun bei mir eingetroffen. Bevor diese Anhebung jedoch erfolgen kann, steht noch eine Beurteilung durch die Vorgesetzten an. Es ist keine große Beurteilung, sondern es geht um "geeignet" oder "nicht geeignet". Ich mache diesen Job nun schon sechs Jahre und habe mittlerweile den 3. Vorgesetzten. Jeder hat andere Erwartungen und tritt anders auf. Der jetzige spricht im Prinzip gar nicht mit mir, weder dienstlich noch privat. Wenn ich meine Arbeit abgebe und ihm mißfällt etwas daran, dann korrigiert er dies meist selber, ohne mich darüber zu unterrichten oder mich darauf aufmerksam zu machen, was ich künftig anders oder besser machen soll. Ich finde diese Situation sehr unbefriedigend und frustrierend, habe mich zurückgezogen und nichts mehr dazu gesagt, weil es einfach nichts brachte. Gestern wurde mir nun eine gewissen "Flüchtigkeit" in meiner Arbeitsweise vorgeworfen. Eigentlich eine Kleinigkeit, doch die Art und Weise wie meine Arbeitsgruppenleiter sich darum windete, das "geeignet" anzukreuzen hat nicht nur mich sondern auch den nächst höheren Sachgebietsleiter, der einen völlig anderen Eindruck von mir hat, entsetzt. Ich fing nun an, meinem Herzen ein wenig Luft zu verschaffen, in dem ich mich über die nicht nur mangelhafte sondern einfach nicht vorhandene Kommunikation beschwerte. Erst nachdem ich einige Beispiele nannte, die nicht bestritten wurden, bekam ich tatsächlich Unterstützung vom Sachgebietsleiter. Letztlich endete das Gespräch für mich sehr tränenreich, jedoch das entscheidende Kreuzchen fand seine Platzierung. Trotzdem bin ich zutiefst verletzt, enttäuscht, gekränkt, wütend, traurig usw. Gerade im Berufsleben bin ich häufig Situationen ausgesetzt, denen ich mich einfach so ohnmächtig fühle, weil sie so ungerecht sind. Das Ganze hat in mir viel mehr Emotionen ausgelöst, als ich hier wiedergeben kann. Im Prinzip, alles was ich um des lieben Friedens willen geschluckt habe, ist nun in mir offen und schmerzt. Ich weiß, ich bin kein einfacher Mensch. Ich sage häufig offen meine Meinung, auch wenn sie nicht so ist wie die der anderen und manchmal auch ihnen gegenüber konträr. Doch es ist meine Art, so aufrecht durchs Leben zu gehen. Man eckt damit häufig an und macht sich nicht gerade beliebt.
Mit diesem Gefühl bin ich bereits gestern meine Runde gelaufen.
Heute erneut, wieder mit ein paar Tränen unterwegs. Es gibt einfach ne Menge abzuarbeiten in mir. Bin daher heute einfach drauf losgelaufen ohne auf Tempo oder sonst etwas zu achten. Vermutlich bin ich viel zu schnell gelaufen, aber es war mir egal. Meine Seele brauchte es. Ich lief zum See und machte ca. zur Hälfte meines heutigen Laufes noch einen Abstecher zum Binsenteich, einem kleinen sehr idyllischen Anglersee. Eine Umrundung macht ca. 1 km aus. Diese Idylle dort, die Ruhe, die Schönheit und all das hat mir heute so gut getan, dass ich ihn ein zweites Mal umrundete. Ich lief danach die gleiche Strecke, wie ich gekommen war, wieder zurück. Ich achtete immer noch nicht auf mein Tempo, merkte aber vor allem immer mehr zum Schluss, dass ich etwas zu schnell war.
Mein Lauf endete vor meiner Haustüre nach 10,29 km in 76,18 min. Eine kleine Gehpause war darin enthalten. Der Frust ist noch nicht verdaut. Doch es geht mir etwas besser als zuvor.
Bin nicht sicher, ob dieses Thema heute hierher gehört. Doch es ist irgendwo auch eine Art Tagebuch und was ich heute hier schreibe, hat mich fast den ganzen gestrigen Tag, mehrmals heute Nacht und auch beim heutigen Lauf beschäftigt. Deshalb ist es mir ein Bedürfnis, es auch hier zu platzieren.
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Kommentare

M
Die Motivation, warum man einen Blog führt und somit eine gewisse Öffentlichkeit erreicht, ist bei jedem Autor anders. Fakt ist, daß Du durch das Formulieren, Schreiben und der sich anschließenden Diskussion die Probleme erneut durchlebst, Dich damit beschäftigst und somit auch für Dich verarbeiten kannst. Ergo, ist das ein positiver Prozeß. <br /> <br /> Das Verhalten Deiner Vorgesetzten kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Was bezwecken sie damit? Dadurch wird nur eine unangenehme von Druck dominierte Atmosphäre geschaffen, die die Mitarbeiter – also Dich – demotiviert. Dein Engagement wird nicht geschätzt und Dein zukünftiger Einsatz für das Unternehmen negiert. Ein albernes Verhalten. Menschenführung ist Deinen Vorgesetzten sicher fremd. Traurig.<br /> <br /> Ich hoffe, Du kannst das für Dich verarbeiten. Bleibe so wie Du bist, Kornelia – wenn man aufrichtig ist, eckt man oft an – und das ist auch gut so. Leider gibt es davon viel zu wenige Menschen. Laß Dich nicht ärgern, Kopf hoch; auch wenn es schwer fällt.<br /> <br /> Leichter geschrieben als getan – ich weiß. Dennoch, alles Gute!<br /> <br /> Liebe Grüße und einen schönen Urlaub!<br /> <br /> Marcus
Antworten
N
<br /> Hallo Markus,<br /> es ist grundsätzlich meine Art, recht offen mit vielen Dingen umzugehen. Das kommt nicht immer bei jedem an. Doch ist das sicher auch ein Grund, warum ich Dinge, die mich belasten manchmal hier<br /> niederschreiben. Wenn mich etwas sehr beschäftigt, warum nicht?<br /> <br /> Was ich in meiner Karriere bei der Stadtverwaltung schon an Vorgesetzten hatte und an menschlichen Defiziten feststellen und auch ertragen musste, ist schon wesentlich mehr, als ich hier<br /> wiedergeben möchte. Motivation ist das höchste Gut eines jeden Mitarbeiters. Dies zu fördern sollte eine Aufgabe eines jeden Vorgesetzten sein. Doch diese Menschen werden nicht aufgrund ihrer<br /> menschlichen Qualitäten ausgesucht, sondern sind aufgrund ihrer langjährigen Zugehörigkeit, ihrer dadurch fachlichen Qualität irgendwann einmal "an der Reihe". Es findet keine Schulung oder<br /> irgendetwas in der Art statt. Es wird auch nicht nachgefragt, ob alle zurecht kommen oder es vielleicht Probleme gibt. Das ist so und werde ich auch nicht ändern können. Oft genug stecke ich<br /> deshalb mittlerweile die Faust in die Tasche. Doch es gibt Momente, da geht es einfach nicht.<br /> Ich weiß aber, dass man aus solchen Dingen in der Regel gestärkt raus kommt. Wie gesagt, ich versuche immer aufrichtig durchs Leben zu gehen.<br /> Jetzt will ich erst einmal meinen Urlaub genießen und dann mit neuem Mut wieder ins Büro gehen. Doch das dauert erst mal drei Wochen.<br /> Gruß<br /> Kornelia<br /> <br /> <br />
I
Liebe Kornelia,<br /> ich drück Dich erst mal ganz doll.<br /> Ach, gerne würde ich Dir helfen, geht nur leider nicht.<br /> Ja, manchmal sind wir unserer Umwelt so ausgesetzt, das kenne ich auch.<br /> Ich wünsche Dir die Kraft, immer wieder zu Dir zurück zu finden und in Dir zu ruhen.<br /> Ich mache das übrigens auch so, dass ich dann vermehrt laufe, wenn es mir nicht gut geht, aus welchem Grund auch immer.<br /> Und dann:<br /> Wünsche Dir einen ganz schönen Urlaub, fährst Du weg?<br /> Liebe Grüße<br /> Erika
Antworten
N
<br /> Hallo Erika,<br /> Vielen Dank für Deine lieben Worte.<br /> Ich fahre nicht weg. Es gibt einiges zu tun. Eine neue Couch wird angeliefert, das Badezimmer muss gestrichen werden, das Auto zur Inspektion, ich zu einigen Arztterminen ... Aber es wird auch<br /> genügend Zeit zum morgens ausschlafen, zum anschließenden gemütlichen Lauf in den Morgenstunden, zum Lesen von Büchern und Seele baumeln lassen bleiben. Vielleicht such ich auch mal ein Freibad<br /> auf, fahre mit dem Rad, mal sehen. Mir wird auf jeden Fall nicht langweilig werden.<br /> Liebe Grüße<br /> Kornelia<br /> <br /> <br />
P
Hallo liebe Nela,<br /> <br /> ich kann dich nur zu gut verstehen, da ich auch schon in einer ähnlichen Situation war. Das ist allerdings schon viele Jahre hier. Aber glaube mir - das geht vorbei. Du hast schon 3 Chefs überlebt und irgendwann kommt der nächste. Der ist vielleicht wieder ganz anders. Wichtig ist eigentlich nur, daß Du Du selbst bleibst. Vor allem darfst Du Dir niemals dein Selbstbewußtsein nehmen lassen. Bleib wie Du bist - immer aufrichtig und ehrlich. Und nimm es Dir nicht allzusehr zu Herzen.<br /> Ganz liebe Grüße und lass dich mal drücken!<br /> Petra
Antworten
N
<br /> Hallo Petra,<br /> vielen Dank für Deine lieben Worte. Ja, ich weiß, da wo es bergab geht, geht es auch irgendwann wieder bergauf. Es gibt sicher auch schlimmeres. Doch in dem Moment, wo man es erlebt, ist es alles<br /> andere als schön. Doch jetzt habe ich erst einmal Urlaub und werde versuchen, ihn zu genießen und das Andere zu vergessen.<br /> Liebe Grüße<br /> Kornelia<br /> <br /> <br />